Pranayama

Der Umgang mit dem Atem - pranayama
Der Begriff pranayama steht für die bewusste Regulierung des Atems und setzt sich aus zwei Silben zusammen: prana als Bezeichnung für unseren Atem und unsere Lebensenergie und ayama, das man mit kontrollieren oder mit erweitern übersetzt.

Bei der pranayama-Praxis ersetzen bewusst angewandte Atemtechniken die sonst unbewussten Atemmuster. Es gibt verschiedene Techniken, bei denen jeweils mit verschiedenen Muskelgruppen gearbeitet wird, vor allem mit dem Zwerchfell, sowie mit der Brust- und Bauchmuskulatur.

Pranayama bezeichnet also die Regulierung und Vertiefung der Atmung durch beständiges Üben und durch Achtsamkeit. Eine stetige Konzentration auf die Vorgänge der Atmung und bewusst ausgeführte Atemtechniken können auch die Prozesse unseres Denkens und Empfindens beeinflussen. Vergleichbare Wirkungen lassen sich auch bei Meditations- und Entspannungstechniken feststellen.

Der Grundgedanke beim Yoga geht davon aus, dass Körper, Geist und Seele miteinander verknüpft sind. Körper, Atem und Geist sind so eng miteinander verbunden, dass eine Veränderung in einem dieser Bereiche auch in den anderen zum Ausdruck kommt.

Emotionale Zustände lassen sich physiologisch am Muskeltonus nachweisen, ebenso sind direkte Zusammenhänge zwischen physischen oder psychischen Veränderungen und den Veränderungen der Atmung zu beobachten. Wenn beispielsweise der Geist zerstreut ist, sind Körper und Atmung ebenfalls unruhig. Wenn der Körper aktiv oder unter Stress ist, erhöhen auch Geist und Atmung ihr Tempo. Angst führt zu einer schnelleren Atmung oder Erschrecken zum plötzlichen unwillkürlichen Einatmen und Luftanhalten.

Die Kraft dieser Wechselwirkung kann man für alle drei Bereiche nutzen. So ist es möglich, den Geist zu beruhigen, indem man die Atmung beruhigt, und man kann die Atmung durch eine langsame und achtsame körperliche Aktivität beruhigen.

Wesentlich ist, den Atem nicht zu zwingen, sondern ihn im Laufe der Zeit durch eine regelmäßige Praxis zu vertiefen, zu verlängern und zu verfeinern. Der Atem sollte dabei immer sanft, weich, voll und frei fließen.

Die Yoga-Praxis soll den Übenden befähigen, sein eigenes Maß, seinen eigenen Rhythmus und seine eigene Form zu finden und dies auch für seinen Alltag beachten zu lernen.

( aus: Sabine Gerlach, Yoga ein Kompass im Alltag)